Stadt/Kunst/Aneignung – RYC Dauerausstellung Dragoner Areal in Kreuzberg

Text und Bilder übernommen von http://reclaimyourcity.net/

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Am 7.12.2014 haben Kunst- und Stadtinitiativen das Dragoner Areal in Berlin-Kreuzberg temporär besetzt und als Dauerausstellung der Öffentlichkeit freigegeben. Das Areal ist von Privatisierung und Luxusbebauung bedroht. Mehrere hundert Teilnehmer*innen kamen zur Eröffnung.

Die Ausstellung ist ab heute durchgängig geöffnet. Eine aktive Beteiligung an der gemeinnützigen Gestaltung des Geländes ist ausdrücklich erwünscht.

Mehringdamm 20–28, U-Bhf. Mehringdamm, Berlin-Kreuzberg
Eine Karte des Areals, die auf der Eröffnung verteilt wurde, gibt es samt Erklärung zur Aktion hier als PDF-Download.

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Die Erklärung der Initiativen zur Aneignung des Dragoner Areals:

Reclaim Your City – Stadt/Kunst/Aneignung

Reclaim Your City (RYC) ist ein Netzwerk, das urbane Protestformen gegen die kapitalistische Stadt vereint. Graffiti, Streetart, selbstermächtigte Partys und politischer Aktivismus vereinen sich zu einer Bewegung die ganz andere Verhältnisse will – und ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen, einfach schon mal damit anfängt sie zu gestalten…

Das RYC-Netzwerk veranstaltet jedes Jahr eine Ausstellung, die einerseits ein »Showcase« ist und andererseits zur weiteren Vernetzung und der Schaffung von Öffentlichkeit dient. In der Vergangenheit hat die RYC-Ausstellung widerständige Orte besucht, wie das Gängeviertel in Hamburg (2012). Sie hat aber auch eigene widerständige Orte geschaffen, wie z.B. in der für zwei Wochen besetzten ehemaligen Bedürfnisanstalt im Untergrund Mehringdamm/Yorckstraße (2011).

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Aneignung des Dragoner Areals

Heute, am 07.12.2014, besetzen wir im Rahmen der diesjährigen Reclaim Your City-Ausstellung temporär ein Häuschen auf dem Dragoner Areal in Kreuzberg. Dieses Areal soll an den Meistbietenden verkauft werden. Ein privater Investor bietet 36 Millionen – aber noch ist der Kauf nicht abgewickelt, denn eigentlich gehört dieses Grundstück der BImA, also dem Bund. Es bedarf noch der Zustimmung weiterer Ausschüsse und dies ist der Moment wo wir sagen: Bei euch piepts wohl! Mal ganz davon abgesehen, dass Land eigentlich überhaupt keine Ware ist, weil es ja auch von niemandem hergestellt wird – dieses spezielle Stück Land ist in öffentlicher Hand und es ist schon lange überfällig, dass wir uns nicht weiter mit leeren Worten abspeisen lassen wenn es um Mietenpolitik und Verdrängung geht.

Wir schreiten zur Tat: Wir wollen hier ein Modellprojekt für eine Stadt von unten! Sozial und Selbstbestimmt! Zu 100%!

Mit Modellprojekt meinen wir, dass wir hier etwas bauen wollen, dass eine Keimzelle ist, die wächst… Im Kontext der Gentrifizierungsdebatte setzen wir uns natürlich auch damit auseinander, dass eine der Funktionen von Künstler*innen in der kapitalistischen Stadt die ersten Schritte der Aufwertung urbaner Räume sind. Deshalb haben wir rein dekorative Formen unserer Kunst und Perspektiven in unserem Konzept für dieses Areal außen vor gelassen. Stattdessen wollen wir uns auf Inhalt und klare politische Aussagen besinnen. Das bedeutet gerade für Graffiti in Berlin ein ganz klares: Back to the roots!

An Investoren, die ihre Protestkultur mit einem Feigenblatt aus Kunst tarnen wollen, schicken wir damit ein dickes FUCK YOU – das was an einem Werk Kunst ist, ist das was sich nicht verwerten lässt. So viel dazu. Ansonsten: schön das DU da bist: Wir heißen dich herzlich willkommen… viel Spaß beim stöbern auf dem Areal, dem entdecken offensichtlicher und versteckter Werke

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Das Dragoner Areal in Kreuzberg – die Privatisierung der Stadt stoppen

Das sogenannte Dragoner Areal gehört im Moment noch dem Bund – also uns allen –  und soll zum Höchstpreis verkauft werden. Das Verkaufsverfahren wird durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) durchgeführt, deren alleinige Aufgabe es ist, Bundesimmobilien höchstbietend zu veräußern.

Diese Politik verstärkt die allgemeine Entwicklung des enormen Mietpreisanstiegs und von Verdrängung in Berlin. Das aktuelle Höchstgebot für das Dragoner Areal beträgt 36 Millionen Euro. Der Projektentwickler Arne Piepgras plant hier hochpreisiges Gewerbe, garniert mit kultureller Nutzung in den denkmalgeschützten Gebäuden. Kunst wird in diesem Projekt als Feigenblatt benutzt, um eine notwendig an hohe Renditeerwartungen geknüpfte Projektentwicklung politisch zu legitimieren. Das Höchstbieterverfahren setzt hier im Vorhinein ökonomische Rahmenbedingungen, die eine wirkliche Beteiligung der Öffentlichkeit an der Entwicklung und Mitbestimmung über die zukünftige Nutzung unmöglich machen.

Schon im ersten Versuch der BImA (2013) das Areal höchstbietend zu versteigern, musste sich der Investor zurück ziehen, da besorgte AnwohnerInnen hier Druck auf Bezirk und Investor aufbauten und dabei vor Allem bezahlbare Mieten gefordert hatten.

Auch im jetzigen Bieterverfahren hatten betroffene Mieter*innen und stadtpolitische Gruppen wie die IG GROKA oder das Bündnis Stadt von Unten erfolgreich Druck aufbauen können. Das BImA-Gesetz steht bundesweit in der Kritik. In Berlin wird eine Kommunalisierung bundeseigener Immobilien diskutiert. Um hier nun wirklich bezahlbare Wohn- und Arbeitsräume durchzusetzen: Aneignung jetzt.

  • Die Ausstellung ist ab jetzt durchgehend geöffnet.
  • Die Ausstellung ist partizipativ, das heißt sie lebt langfristig von Eurer aktiven Teilnahme!
  • Bitte nehmt Rücksicht auf die verbliebenen Mieter*innen und andere Nutzer*innen des Geländes!
  • Ein Teil der Gebäude ist denkmalgeschützt. Auch das bitten wir zu respektieren.“

Weblinks:

  • stadtvonunten.de – Informationen zum Dragon-Areal vom Bündnis »Stadt von unten«
  • berlin-besetzt.de – Karte und Online-Dokumentation zu Haus- und Platzbesetzungen in Berlin

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Fotos: Prokura

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